Tag des Judentums 2022

Im Bildungshaus St. Hippolyt beging man den Tag des Judentums 2022 mit einem Vortragsabend. Den Hauptvortrag des Abends lieferte Dr.in Martha Keil, Direktorin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs. 

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Die Veranstaltung fand am 17. Jänner 2022 unter Zusammenwirken von verschiedenen Veranstaltern statt: Diözesankomitee Weltreligionen, KPH Wien/Krems, KAV, Fachstelle „Kirche im Dialog“, Caritas der Diözese St. Pölten und Bildungshaus St. Hippolyt.

 

Den Hauptvortrag des Abends zum Thema „Zedaka errettet vor dem Tod. Wohltätigkeit als Rechtsanspruch in der jüdischen Gesellschaft“ lieferte Dr.in Martha Keil, Direktorin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs. Ein Kurzbeitrag zum Grundauftrag der Caritas kam vom Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas St. Pölten. Mag. Johannes Kammerer gestaltete den Abend mit eindrucksvoller Klaviermusik jüdischer Komponisten. Moderiert wurde der Abend von Mag. Franz Moser, pädagogischem Mitarbeiter im Hippolyt Haus.

 

In ihrem lehrreichen Vortrag beleuchtete Martha Keil das Konzept der Wohltätigkeit im Judentum mit achtstufiger Hierarchie, das sich in seinem Grundverständnis als „Gerechtigkeit“ – so die Bedeutung des Begriffs „Zedaka“ – von Barmherzigkeit und Almosengeben unterscheidet. Arme und unschuldig in Not Geratene haben somit einen Anspruch auf Unterstützung durch die jüdische Gemeinde, die im besten Fall in der Vermittlung von Arbeit besteht. In ihrem Vortrag schilderte Dr.in Keil, wie die Spenden und Stiftungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert nicht nur jüdischen, sondern durchaus auch christlichen bzw. kommunalen sozialen Einrichtungen zugutekamen, wobei sie auch zahlreiche Beispiele für dieses Engagement jüdischer Männer und Frauen benennen konnte. Anschließend an die Vorträge von Dr.in Martha Keil und Hannes Ziselsberger gab es eine Gesprächs- und Fragerunde mit den BesucherInnen. Ca. 40 Gäste waren bei der Veranstaltung dabei.

 

Seit dem Jahr 2000 begehen die Kirchen in Österreich jedes Jahr den Tag des Judentums.Der Tag des Judentums ist eine Einladung an alle Christinnen und Christen, sich gemeinsam auf ihre jüdische Wurzel besinnen, sowie an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangenen Unrechts in der Geschichte zu gedenken. Schließlich, der Tag des Judentums sollte auch den jüdisch-christlichen Dialog fördern und vertiefen. Durch die Begegnung mit Judentum wird Christentum ständig erneuert und der christliche Glaube gewinnt dadurch an Wahrhaftigkeit und Tiefe.

 

Dr. Marijan Orsolic